Landessegelverbände des DSV

Segelverband Baden-Württemberg feiert 50. Jubiläum

Mit Musik, Abendessen und mehr als 100 Gästen fand am 13. April in Immenstaad die Jubiläumsfeier statt. Es erfülle sie mit Stolz, die vergangenen 50 Jahre Revue passieren zu lassen, sagte die Vorsitzende des Segelverbands, Gabriele Kromer-Schaal.


Eine Herausforderung sei dabei bereits die Reihenfolge der Begrüßung, angesichts der Zahl wichtiger Persönlichkeiten aus dem Bereich des Wassersports. Vertreter der Sportbünde, des Deutschen Segler-Verbands, der Wasserschutzpolizei, des Landratsamts, Trainer, Ausbilder, Olympioniken – sie alle hatten sich neben Vertretern der Mitgliedsvereine im Bürgersaal des Rathauses Immenstaad zusammengefunden. Clubblazer und Ehrennadeln prägten das Bild. Es war der ausdrückliche Wunsch des Ehrenvorsitzenden Reinhard Heinl, das 50-jährige Jubiläum des Segelverbands Baden-Württemberg am Ort seiner Gründung zu feiern. Immenstaad am Bodensee. Doch ausgerechnet er, hatte krankheitsbedingt abgesagt.

Am 30. März 1974 hatten 44 Vereine aus Baden-Württemberg den Landes-Segler-Verband gegründet. Bis dahin war der Deutsche Segler-Verband in Regionen gegliedert. Der deutsche Teil des Bodensees bildete die Region Bodensee, deren Vorsitzender Erich Herrmann war. Während einige Bundesländer bereits Landes-Segler-Verbände ins Leben gerufen hatten, war die Stimmung am Bodensee diesbezüglich weitgehend negativ. Der Bodensee-Seglerverband konnte sich mit einem weiteren Verband zunächst nicht anfreunden. Erich Herrmann leistete Überzeugungsarbeit und als der DSV im Jahr 1973 ein neues Grundgesetz beschloss, konnte im Oktober die Gründung vorbereitet werden.
Bereits drei Jahre später zählte der Verband 102 Vereine. Die meisten davon waren in den 50er-Jahren gegründet worden, die ältesten unter ihnen, wie der Ruderclub Rastatt, der Bodensee-Yacht-Club Überlingen und der Württembergische Yacht-Club, blickten 1974 bereits auf mehr als 50 Jahre Vereinsgeschichte zurück.

1998 wurde auf dem Gelände des Württembergischen Yacht-Clubs behelfsmäßig das Landesleistungszentrum Segeln eingerichtet, das ein Jahr später in den Neubau des Winterlagers einziehen und offiziell eingeweiht werden konnte. Von jetzt an nahm die Förderung des Leistungssports Fahrt auf.

Bernd Hummernbrum, Vorstand für Talentförderung und Leistungssport, holte drei Aushängeschilder des Wassersports am Bodensee auf die Bühne. Eckart Diesch, der zusammen mit seinem Bruder Jörg 1976 die olympische Goldmedaille im Flying Dutchman gewann, machte klar, dass sein Sieg zu einer völlig anderen Zeit zustande kam. Damals, sagte er, gab es keine Sponsoren. Nur mit Eigeninitiative, einem Wohnmobil und jeder Menge Material reisten die Brüder zu den Regatten. Ihren Sieg führt Ecke Diesch darauf zurück, dass sie die ersten waren, die das ganze Jahr über trainierten. Das habe ihnen einen großen Vorteil gegenüber den Altstars, die ihre Boote über Winter einmotteten, verschafft, sagte er.

Als seine Nichte, Stefanie Rothweiler, die Qualifikation im 470er schaffte, waren bereits andere Zeiten angebrochen. 220 Tage im Jahr war sie mit ihrer Vorschoterin, zunächst Monika Leu, dann Vivien Kussatz, unterwegs. Unterstützt vom Segelverband, dem Württembergischen Yacht-Club und Sponsoren wie Clemens Meichle und Illbruck konnte sie an den Spielen 2004 in Athen und 2008 in Peking teilnehmen. „Es war für mich etwas ganz Besonderes, zu den besten Sportlern der Welt zu gehören“, erinnert sich die heute 44-Jährige.

Toni Wilhelm war als Windsurfer gleich dreimal bei den Olympischen Spielen dabei. 2004 in der Klasse Mistral. Dann wurde der RS:X olympisch. Toni startete damit 2012 und verpasste mit Platz vier nur ganz knapp die Bronzemedaille. Vier Jahre später in Rio de Janeiro startete er ein letztes Mal bei den Olympischen Spielen.

Doch was wären die Sportler ohne ihre Trainer. „Der Verband zeichnet sich durch geringe Fluktuation aus“, sagte die Vorsitzende – in 50 Jahren erst die Vierte in diesem Amt – und Peter Ganzert sei das beste Beispiel dafür. Seit 32 Jahren steht er dem Verband als leitender Landestrainer zur Seite und hat noch immer nicht genug davon. Mit ihm bilden Marc Harms, Bundestrainer des Bundesstützpunkts Friedrichshafen mit Schwerpunkt Nachwuchs, der 2014 eingerichtet wurde, und der Trainer und Koordinator für Nachwuchsförderung, Jakob Janich, der auch als Schnittstelle zwischen dem Verband und den Vereinen fungiert, den Nachwuchs aus. Sie alle wünschten sich beim Interview mit Hummernbrum mehr Nachwuchs und mehr hauptamtliche Trainer in den Vereinen, die sie auch gemeinsam finanzieren könnten. Eine große Herausforderung sei zudem der immer schnellere Wechsel der olympischen Klassen. Starboot, Europe, Finn sind verschwunden. Dafür geht der Trend zu immer mehr Geschwindigkeit. Surfer, Kiter und Katamaransegler foilen in rasender Geschwindigkeit übers Wasser. „Das sind inzwischen körperlich und mental ganz andere Dimensionen als früher“, sagte Harms. Es werde immer schneller und teurer. „Wir hoffen, dass Eltern und Vereine das mittragen können“.

Auch die Wettfahrtoffiziellen, vertreten durch Fabian Bach auf der Bühne, stellt diese Entwicklung vor neue Herausforderungen. Seit 2000 bildet das Lehrteam des Verbands Wettfahrtleiter und Schiedsrichter aus, inzwischen auch in Online-Seminaren. Als Wettfahrtleiter mit internationaler Lizenz war Bach bereits bei den Spielen in Rio dabei und wird in diesem Jahr in Marseille zum Einsatz kommen. Dem menschlichen Auge seien biologische und physikalische Grenzen gesetzt, sagte er. Deshalb kämen jetzt immer öfter Drohnen und Hochgeschwindigkeitskameras zum Einsatz, um Start und Zieldurchgang von foilenden Booten und Surfern zu erfassen. Bei den foilenden Kitesurfern werten Wasserschiedsrichter in einem Container die Aufnahmen, die zeitgleich von verschiedenen Kameras aufgenommen werden, aus. „Hinschauen genügt nicht mehr, wir müssen es zukünftig der Technik überlassen“, sagte er und meinte: „Was war Segeln doch früher einfach“.

Zwei Vertreter dieser guten alten Zeit schwelgten dann auch ein wenig in Erinnerungen. Hartmut Desiderato gehörte seit 1981 zum Stab des Segelverbands und war noch bis vor zwei Jahren dabei. Tilo Schnekenburger engagierte sich ebenfalls Anfang der 80er-Jahre für die noch junge Sportart des Windsurfens.

Auch wenn der Verband für Beständigkeit steht. Vor zwei Jahren hatte er eine wichtige Änderung vorgenommen. Aus dem sperrigen Begriff Landes-Segler-Verband Baden-Württemberg wurde Segelverband, die Löwen im Logo wurden durch Streifen ersetzt. Gabriele Kromer Schaal sagte: „Wir unterliegen einem ständigen Veränderungsprozess“.