Landessegelverbände des DSV

Jugend trainiert für Olympia – Edition 2024

50 Optimist segelnde Mädchen und Jungen waren beim diesjährigen Landesfinale des Schulwettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia” in Überlingen am Start. Mit vier Wettfahrten an einem Segeltag konnte das volle geplante Programm gesegelt werden.

Wir sprachen mit Jakob Janich, seit 2020 hauptamtlicher Koordinator für Nachwuchsförderung, über die Veranstaltung, die Nachwuchssituation und den möglichen Weg vom Opti bis zu den olympischen Spielen.

Jugend trainiert für Olympia 2024 – Eine gelungene Veranstaltung mit perfekten Bedingungen, oder?

Ja, die Regattacrew vom SMCUE hat einen super Job gemacht: Mit zahlreichen Helfer*innen konnte Wettfahrtleiter Marc Morath zügig alle Wettfahrten durchziehen. Erst zwei Rennen bei leichtem SW-Wind, dann nochmal zwei Rennen bei SSO – mit bis zu 13 Knoten und einer schönen Welle. Das war für einige Sportler*innen schon eine Herausforderung: Da bei Jugend trainiert für Olympia jede und jeder starten darf, der in eine der Altersklassen passt (AK 3= Jahrgänge 2010-2012, AK 4= 2012-2014) und eine Schule in BW besucht, ist die Teilnahme-Schwelle recht niedrig und der Niveauunterschied sehr groß. Einige Sportler*innen sind schon seit Jahren im Talentkader des Verbands, für andere war es die erste richtige Regatta!

Klingt ein wenig nach klassischen Opti-Regatten, was ist das Besondere an Jugend trainiert für Olympia?

Erstmal starten dabei alle ja für ihre Schule und nicht wie sonst für ihren Verein. Es wird in einer Gruppe gestartet, gewertet wird dann in den vorher erwähnten Altersgruppen. Zusätzlich gibt es eine Team-Wertung, bei der die zwei besten Sportler*innen einer Schule zählen.

Gab es irgendwelche Überraschungen bei den Ergebnissen?

Das Gymnasium Überlingen hat mit zwei Mannschaften Gold und Silber in der Altersklasse 3 gewonnen, zusätzlich gewinnt mit der Montessori-Schule Nussdorf eine weitere Mannschaft aus Überlingen die Teamwertung bei den Jüngeren! Das spricht für die momentane Stärke der Nachwuchsarbeit am Stützpunkt Überlingen. Sehr gefreut hat mich, dass wir mal wieder ein Team „jenseits“ der sonst üblichen vom Bodensee hatten: Die Johann-Brücker-Grundschule aus Schönaich in der Nähe von Böblingen landete auf Platz 2 hinter Nussdorf! Die Kids aus Böblingen haben ihr Handwerk auf dem wohl kleinsten Segelrevier Deutschlands, dem Böblinger See, gelernt.

Noch eine Frage zum Motto der Veranstaltung: Wie lang trainiere ich denn als 10-jähriger Opti-Segler, bis ich zu den olympischen Spielen fahre?

Wenn man sich die Teilnehmer*innen der letzten Spiele seit London 2012 bis Paris bzw. Marseille 2024 anschaut, so ist ein Großteil bei der ersten Teilnahme Mitte bis Ende 20. Bei einer zweiten Olympia-Teilnahme steigt die Chance auf eine Medaille dann schon deutlich, dann sind viele um die 30. Der einzige Olympia-Teilnehmer 2024 aus Baden-Württemberg, Simon Diesch (Württembergischer YC), der mit Anna Markfort (Berlin) im 470er Mixed antritt, ist jetzt 29 Jahre alt und bestreitet seine zweite Kampagne, nachdem es für Tokyo 2021 leider nicht gereicht hat.
In unserem Archiv habe ich die „Jugend trainiert für Olympia“-Teilnehmerliste von 2016 gefunden: Am Start war damals z.B. die damals 13-jährige Elena Stoltze für das Friedrich-Hecker-Gymnasium in Radolfzell. Heute, acht Jahre später, ist sie gemeinsam mit Katharina Schwachhofer (beide WYC) im 49erFX erfolgreich und gehört zum Perspektivkader des Deutschen Seglerverbandes. Mit Platz 11 bei der EM 2024 haben die beiden schon deutlich ihre Ambitionen für Olympia 2028 gezeigt!

Vorbilder auf dem Weg Richtung Olympia gibt es also in Baden-Württemberg, wie siehst du allgemein die Entwicklung der Nachwuchssituation im Lande?

Die Conrona-Jahre (2020 bis 2022) waren sehr zäh: Die Pandemie-Regelungen haben in vielen Vereinen das Training gelähmt, personell hatten wir mit vakanten Trainerstellen in Radolfzell und Überlingen auch Defizite! Gut, dass wir seit zwei Jahren wieder einen deutlichen Aufwärtstrend haben. Fast alle Opti-A und -B-Regatten finden statt: Mit 30 bis 40 Teilnehmer*innen bei den Opti-A und 40 bis 50 bei den Opti-B an den beiden größten Regatten, dem Seemooser Optipokal und der Sonnenfisch-Regatta, bin ich sehr happy. Auch die Verteilung ist interessant: Eine ganze Reihe von Sportler*innen aus dem Stuttgarter Segelclub ist superaktiv, der Überlinger See von Bodman bis Überlingen ist sehr stark, während klassischen Hochburgen wie der Untersee und zu Teilen auch der Obersee gerade ein wenig schwächeln. Und auch in Nordbaden zwischen Heidelberg und Karlsruhe tut sich wieder was.

Woran machst du die positive Entwicklung fest, jenseits der Meldezahlen?

Im Rahmen meiner Tätigkeit versuche ich ja in engen Kontakt mit Jugendleiter*innen, Eltern und Trainer*innen zu kommen: Da sehe ich viele engagierte Ehrenamtliche, die Rahmenbedingungen schaffen, Training anbieten und Trainingslager organisieren. Am wichtigsten ist sicher die Vernetzung untereinander, dass eine ausreichend großes Angebot an Trainingsmöglichkeiten für alle Sportler*innen entsteht.
Im Rahmen unserer Sichtungsarbeit im Verband sehen wir da sehr positive Effekte: Eine deutliche größere Anzahl an Sportler*innen schafft mittlerweile die Kriterien für den Einstiegsbereich unserer Leistungssportförderung, das Niveau im Talentkader 1 und der Fördergruppe Opti steigt kontinuierlich! Aktuell herausragend ist da die Qualifikation von Nicolas Troeger (BYCUE) zur Opti-WM in Argentinien, aber auch seine „Kollegen“ Pollux Arnold (WYC) und Yannic Krotz (SMCUE) haben bei großen Regatten in Deutschland schon super Ergebnisse gefahren.

Die Sommersaison ist meist recht reiseintensiv für Trainer und Aktive, wie gehts weiter in den nächsten Monaten?

Mit der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft in Travemünde Ende Juli steht für uns und die zehn bis zwölf besten Opti-Segler*innen der Höhepunkt der Saison an! Davor wird schon für den neuen Talentkader und die Fördergruppe gesichtet, wir haben durch den Einstieg neuer Sportler*innen und den Umstieg einiger „alter Hasen“ nach der IDJM eine Übergangszeit. Im August starten wir mit einem ersten Trainingslager am Comer See in die nächste Opti-Saison, mit dem Talentkader fahre ich dann Anfang September noch zur Schweizer Meisterschaft zum Genfer See.

Danke für die Einblicke in deine Arbeit und viel Erfolg weiterhin!